Erstens bin ich vom Naturell her
"interaktiv". Und die Programme, die ich enthalte, steigern das
Interaktive noch. Das führt zwar manchmal zu Zuständen wie im "Zentrum
für Medienkunst Karlsruhe", zu dem die umwohnenden Eltern ihre Kinder
bekanntlich schicken mit den Worten: "Geh mal spielen". Aber da stehe
ich drüber, weil ich nicht panisch interaktiv bin, nicht einmal originell
interaktiv. Es ist nur selbstverständlich, dass man bei mir rundum klicken und
schieben kann. Jeden Abend komme ich unter die Reboot-Dusche, und die
interaktiven Verschiebungen des Tages werden - bis auf das Gästebuch -
weggespült.
Zweitens bewahre ich einen Schatz an
kunstaffinen Programmen, die auf zu neuer Software nicht mehr laufen. Das am
Markt dominierende Betriebssystem wischt Werte nebenbei vom Tisch, wenn es
Software "veralten" lässt, um laufend Gewinn zu generieren. Bei mir
läuft das noch. Kunstwerte Programme, die nur auf "neuer" Software
laufen, gibt es übrigens nicht. Nur in der Zeit, als das Internet noch
wackelte, schufen Künstler CD-ROMs und Software für stationäre Computer. Seit
ungefähr 2004 kommuniziert der Künstler unabhängig vom Betriebssystem mit
Inhalten, die im Browser laufen. Ein Befreiungsschlag!
Drittens bin ich aus einem Wurf. Ein
Künstler hat mich lautlos gezeugt - schon 1994 ging das los - und wachsen
lassen bis 2011. Jetzt bin ich in der Pubertät, jetzt darf ich lärmen.
"Gib den Kindern Wurzeln, den Heranwachsenden Flügel". Genau. Aber
alles in mir drin hat mir ein Mann beigebracht. Ich darf zeigen und nutzen, was
dieser Schöpfer subjektiv als "kunstwert und gelungen" im Bereich der
digital erzeugten Kunst ansieht. Ich bin so bunt, wie es die Pionierjahre der
Geschichte der Hauscomputer waren - aber aus mir spricht ein Kurator, ein
energischer Geschmack.
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