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Der Kunstcomputer als öffentlicher Arbeitsplatz eines im digitalen Zeitalter gelandeten Künstlers

Live-Musiker haben das: Sie schweben mitten in ihrer Kunstdarbietung. Soweit sie da Bewegungsfreiheit haben, also nicht Marionetten eines Arrangements sind, erzeugen sie Spontanes auf der Basis von Abgesprochenem, mit dem Hintergrund des Beherrschens ihres Musizierens, was ja einiges stilles Üben erfordert.
Komponisten, die Noten erstellen, Maler mit ihren Bildern, Filmer: Sie sollen hingegen „Fertiges" abliefern und stehen bei der Präsentation neben statt in ihrer Kunst.

Beim Projekt „Kunstcomputer" sehe ich nun die Möglichkeit, mich bei Bedarf in das Kunstwerk hineinzustellen. Und das mag ich. Denn mit etwas Betreuung laufen die Geräte selbstständig. Müll ist beim Workshop gelegentlich vom Bildschirm wegzuräumen, und es gibt nach wie vor Kunstfreunde, die Doppeklick und Rechtsklick an der Maus nicht kennen.
Wesentlich ist, dass ich im Workshop selbst weiter arbeiten kann. Die meisten Kunstcomputer werden zu Beginn fertig eingerichtet präsentiert. Doch ich baue meine Werkstatt mit hinein und bin gewiss: An und in diesen Computern gibt es zu tun.

Meine "Workshops mit der Wunderwaffe" sind nur zu einem Drittel Treffen, bei denen ich Teilnehmern etwas beibringe. Ich lerne öffentlich und bin je nach Focus mal konzentriert auf die Teilnehmer, mal auf die Arbeit am Computer. Ich will auch kreisen, plaudern oder werkeln am Gerät. Das ist ein besonderer Wert dieses Projektes für mich: Viele Werke strahlen mich aus „Museen" und Archiven an - den Kunstcomputer hingegen lebe ich in ausgewählten Zeiten, als ausdrücklich für Besucher geöffnetes Atelier.

Leben? Beuys lebte kurz mal symbolisch mit einem Kojoten. Aber eigentlich soll man doch mit Menschen leben, flüstert das Unterbewusstsein. Ja. Der Kunstcomputer, wie ich ihn angehe, ist wenig Technik und viel Optik, manches Geräusch und originelle Geselligkeit. Ich versinke anhand des Computers nicht ins Programmieren, sondern in Interaktion. Meine Interaktionen mit dem Computer winken nach Mitmenschen: Klickt, baut, zeigt - und ich zeige und baue. Mein Kunstcomputer nimmt Roboter als Seelenwesen und ästhetische Spender vorweg. Er ist meine public version des Personal Computers.