Das Thema „Kunstcomputer“ hat eine gewisse Breite. Die taucht auf in
Gesprächen und war mir beim Herantreten an den Begriff, an seine Chancen und
Inhalte auch schon bewusst.
Ganz plump die Umkehrung des nun wirklich breiten Begriffes „Computerkunst“
ist ein „Kunstcomputer“ keineswegs. Während bei Computerkunst die Werke da
stehen, steht der Kunstcomputer allemal selbst da und sagt zunächst: Ich bin
das Werk.
Und während man bei Computerkunst zufrieden ist, wenn sie irgendwo still
platziert ist oder zumindest auf Knopfdruck abläuft, erwartet man vom
Kunstcomputer Darstellerisches in Echtzeit und eigentlich auch Interaktives.
Mit dem auch breitgetretenen Begriff „interaktiv“ muss der Kunstcomputer sich
tatsächlich auseinandersetzen, während er über Computerkunst lächeln darf.
Zwischen den breiten Themenfeldern „Computerkunst“ und „interaktive Kunst“
nehme ich (Chris Mennel) mit meinem Kunstcomputer auf subjektive Art Platz,
und habe dabei laufend den Eindruck, als erster Inhalte zu platzieren, die bei
mir persönlich seit etwa 1992 heftig gestikulierend in der Wahrnehmung
herumlaufen. Im Internet fand ich lange sammelnde Photoorgien - das ist die
digitale Vielfalt, schaut her! Bildschirmschoner hingegen, die bewegte
Computerspezialität, wurden offenbar als Kunstgenre nicht erkannt. Es gibt ein eifriges Historisieren der
Computergeschichte, das stetig bei Konrad Zuse anfängt - aber so mancher
geniale Nadelstich einige Jahre später, wie das Gesprächsprogramm „Eliza“,
geriet ins Abseits. |
Das Werten und Wertschätzen fehlt bei den
Sammlern noch arg. Fette Firmen versuchen daneben, die Computergeschichte in
ihrem Sinne zu orwellisieren; ich denke da an IBM.
Und am musealen Ende der Skala nun wieder, geleitet von Kuratoren, die nie
„Quake“ spielten, leide ich unter Auswahltrampeleien, die altmodern
daherkommen wie eine Skulpturausstellung - nie darf Nam June Paik fehlen.
Platz wie Heu hat mein Kunstcomputer im Prinzip, kann zwischen Sammlern,
Historikern und musealen Angestellten viel eigene interpretatorische Ernte
einfahren, doch er ruft: „Korn!“. Er konzentriert sich. Jaja, er dokumentiert
Modding und weist vielleicht als erster darauf hin, dass das spätestens 2011
seinen Zenit erreicht hat. Na klar, es gibt die Seite über das Design von
Computerspielen, und mehrere Bildschows dazu. Also gut, die digitale Kunst
wird geküsst.
Doch dann biegt der Kunstcomputer ein in die
Zielgerade: Leute, ihr habt drei
Techniken mit Ewigkeitswert rasend verwurstet: Die Fraktale, die Stereogramme,
die Mosaikbilder. Leute, es gab eine Sorte Film, die haben alle geliebt, da
steckte eine Revolution gegen den Handlungsfilm drin, und dann wurde diese
Geliebte doch wieder fortgeschickt: Die Bildschirmschoner und ihre Nachbarn,
die Musik-Visualisationen. Und Leute, was passiert seit Ende 2008 mit der seit
2003 gewachsenen virtuellen Welt Second Life und ihrem freien Ableger Open
Grid? SL wird verramscht, Open Grid dümpelt dahin.
Das alles war da, ist 2011 noch da, läuft aber unrund. Guten Tag, hier ist der
Kunstcomputer und will das hir Aufgezählte neu platzieren. Außerkommerziell, übertrivial, als
Kunstwert. |